Schulchronik

 
In dem Gebäude unserer Schule, das 1911 errichtet wurde, waren die unterschiedlichsten Schulen untergebracht, u.a. nach 1945 eine „Volksschule“. Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen und Ausgebombten wuchsen die Schülerzahlen im Jahr 1946 dramatisch an. Erst 1951 gingen die Schülerzahlen infolge von Umsiedlungen etwas zurück, aber trotzdem herrschte mit 42 Klassen in der Bürgerschule noch großer Raummangel. 
So musste die Stadt als Schulträger neuen Schulraum schaffen. Es wurden neue Volksschulen gebaut, wie z.B. die Heinrich-Rantzau-Schule und die Hermann-Lange-Schule. Nach und nach verteilten sich die Volksschulklassen der Bürgerschule auf die neu gebauten Volksschulen. Für begabte Kinder wurde im April 1950 unter der Schulleitung von Dr. Schütze ein zweizügiger „Aufbauzug“ in der Bürgerschule eingerichtet, der die Jahrgänge 7 bis 10 umfasste und zum Abschluss „Mittlere Reife“ führte. Die Kinder, die eine Klasse dieses „Aufbauzugs“ nach der 6.Klasse besuchen wollten, mussten eine Aufnahmeprüfung bestehen. 1954 fand die erste Abschlussprüfung statt und der „Aufbauzug“ wuchs ständig, bis schließlich die letzten 4 Grundschulklassen ausgesiedelt wurden und sich die Bürgerschule zu einer reinen „Mittelschule“ entwickelt hatte, die rund 600 Schüler besuchten, davon 75% Auswärtige. Viele Lehrer, die im Aufbauzug oder später in der Mittelschule unterrichteten, absolvierten neben ihrem Dienst zusätzlich eine 2-3 jährige Ausbildung zum Mittelschullehrer. 
Am 1. Januar 1966 erhielt diese Schule die Bezeichnung „Realschule“. 
In den 60-er Jahren hatte die Realschule am Seminarweg rund 600 Schüler. 1959 wurde ein neuer Trakt dazu gebaut, die Direktorenwohnung wurde für schulische Zwecke umgebaut, Fertigklassen wurden aufgestellt und das Dachgeschoss zu einem Zeichensaal umfunktioniert. Von dort an wuchs die Schülerzahl immer weiter an, da immer mehr Eltern ihre Kinder auf den weiterführenden Schulen anmeldeten, zumal es dort keine Aufnahmeprüfung mehr gab. 
50 Jahre Schulgeschichte (Teil II – Aufzeichnungen des Rektors Brauer)
Die Entwicklung auf dem Gebiet des allgemeinbildenden Schulwesens nach dem Zweiten Weltkrieg lohnen einen Rückblick. Bei meinen Ausführungen beschränke ich mich vor allem auf die Änderungen , wie sie sich im Bereich des heutigen Schulverbandes Bad Segeberg ergeben haben. Die Entwicklung vollzog sich im wesentlichen in zwei ineinander übergehenden Abschnitten. Der erste umfasst die Zeit 1945 bis in die sechziger Jahre , in der es vor allem darum ging , die Aufnahmefähigkeit der Schulen den gewaltig angewachsene Schülerzahlen anzupassen , zu denen es durch die Zuwanderung von Flüchtlingen und Ausgebombten gekommen war . Die dann einsetzende Diskussion um den sogenannten Bildungsnotstand löste die weitere Entwicklung aus. Ziel war es nun vor allem eine qualitative zukunftsorientierte Verbesserung der Schulverhältnisse einzuleiten und den Anteil an höherwertigen Abschlüssen deutlich zu vergrößern. Während der erste Abschnitt durch einen quantitativen Ausbau des Schulwesens gekennzeichnet war , ging es im zweiten Abschnitt eher darum , die Qualität zu erhöhen. Man musste dabei aber auch bedenken , dass sich infolge geburtenstarker Jahrgänge ein Schülerberg auf die Schulen zuschob. Die Zuwanderungsbewegung führte an den einzelnen Schulen zu dramatischen Verhältnissen. Dafür einige Beispiele: 1946 drängten sich in der Bürgerschule rund 2.000 Kinder in 44 Klassen zusammen. An der einklassigen Schule in Göls stieg die Schülerzahl von 45 auf 140 an. An der Dahlmannschule betrug sie weit über 600. Die Lehrer mussten vormittags und nachmittags unterrichten, mitunter auch am Sonnabendnachmittag. Kein Wunder , dass jeder verfügbare Raum ausgenutzt wurde – vom Keller bis unter das Dach. 
Wie schon erwähnt, drängten sich dort mehr als 40 Klassen vom 1. bis zum 9. Schuljahr zusammen bei gut 20 Klassenräumen. Nachmittagsunterricht war unvermeidbar. An Lehrbüchern und Lehrmitteln fehlte es wie an anderen Schulen auch in den meisten Fächern. Noch vorhandene Lehrbücher konnten nicht weiter benutzt werden, da sie unter ideologischen Vorgaben in der NS-Zeit verfasst worden waren. Infolge von Umsiedlungen ging die Schülerzahl zwar etwas zurück, aber trotzdem zählte die Bürgerschule 1951 noch 42 Klassen, davon 5 erste Schuljahre, bei insgesamt 36 Planstellen. Da ein Ende des Raummangels nicht abzusehen war, musste die Stadt als Schulträger neuen Schulraum schaffen, damit begannen Bau und Planung der heutigen Heinrich-Rantzau-Schule , die in den Jahren 1953,1954 und 1957 in drei Bauabschnitten fertiggestellt wurde. 1960 konnte dann auch die zugehörige Sport- und Gymnastikhalle eingeweiht werden. Zug um Zug siedelte die Volksschule aus der Bürgerschule über, die aber im ersten Jahr noch unter Leitung des Rektors der Bürgerschule blieben. Mit Beginn des Schuljahres 1954/55 wurde die Heinrich – Rantzau – Schule als voll ausgebaute Volksschule anerkannt. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt 18 Klassen mit mehr als 600 Schülern und verfügte über 18 Klassenräume mit entsprechenden Sonder- und Verwaltungsräumen. Die Gesamtkosten betrugen 1,52 Millionen DM. 
In der Bürgerschule verblieben aber immer noch 12 Volksschulklassen unter der Leitung dieser Schule. Der dort untergebrachte Aufbauzug hatte sich seit seiner Gründung kräftig entwickelt, so dass mittlerweile die Umwandlung in eine Mittelschule erwogen wurde. Damit stieg der Raumbedarf erheblich an. Hinzu kam noch, dass 1951 die Grundschulzeit wieder auf 4 Jahre zurückgeführt wurde und somit auch die Aufnahme von 5. und 6. Mittelschulklassen zu erwarten war. Zu erwähnen ist hier auch der große Einzugsbereich, der neben dem östlichen Umland auch Wahlstedt und die Orte an der Straße nach Hamburg bis nach Nahe umfasste, dazu Wittenborn und das Umfeld von Seth und Todesfelde. Mit dem Beginn des Schuljahres 1958/59 war es dann soweit. Aus dem Aufbauzug ging die Mittelschule Bad Segeberg hervor. Weitere 5 Volksschulklassen mussten umziehen, während die noch verbleibenden 7 Klassen schon dem Leiter der Heinrich-Rantzau-Schule unterstellt wurden, also eine Art Filiale bildeten. Die Heinrich-Rantzau-Schule hatte nun 30 Klassen, davon 17 im ersten bis zum vierten und 13 vom fünften bis zum neunten Schuljahr mit insgesamt rund 1000 Kindern. Man musste wieder Fachräume zu Klassenräumen machen und Wanderklassen einrichten. Da die Mittelschule 1962 bereits auf 16 Klassen angewachsen war, konnten dort nur noch 4 Grundschulklassen verbleiben. Man fand Ausweichräume in der alten Luftschutzschule und in einer für das Handwerk erstellten Halle am Kalkberg.